Einfache Mittel – große Wirkung: Die 3A-Regel

„Kinder! Essen kommen!“ – Nichts passiert. Ich gehe aus der Küche ans Ende der Treppe und rufe noch lauter: „KINDER! ESSEN!!“ – Nichts passiert. Ich fühle mich gezwungen, die Treppe hinaufzugehen…

 

Wer kennt diese Situation nicht: Sie sprechen einen anderen Menschen an, und dieser reagiert nicht. Es kann sich dabei um Kinder handeln, um Kollegen, den Ehepartner oder den Chef. Egal in welcher Situation es passiert, die meisten Menschen reagieren (zumindest innerlich) ungehalten darauf, wenn auf Ihre Ansprache keine Reaktion folgt. 


„Sitzt der auf seinen Ohren? Oder will er nur nicht hören, was ich sage?... Wahrscheinlich hat er einfach keine Lust!“ So oder so ähnlich laufen viele innere Gespräche ab, die dazu führen, dass wir im zweiten oder dritten Kontaktversuch schon einen etwas schärferen Ton anschlagen. Dies ist ein häufiger Konfliktstart, den Sie durch eine kleine Veränderung Ihres Verhaltens verhindern können. Gemeint ist die 3A-Regel.

In der Adventszeit hatte durfte ich in der ersten Klasse meines jüngeren Sohnes beim Plätzchenbacken helfen. Bei dieser Gelegenheit konnte ich die Wirksamkeit der 3A-Regel erleben. Wenn Sie schon einen Kindergeburtstag durchgeführt haben, werden Sie sich vielleicht auch schon die Frage gestellt haben: Wie schaffen es die Lehrer bloß, mit 20 von diesen kleinen Fegern konzentriert zu arbeiten? Hier kommt die Antwort: Immer dann, wenn eines der Kinder besonders laut und wild wurde, ging die Lehrerin ruhig auf das Kind zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter und wartete, bis das Kind Augenkontakt aufgenommen hatte. Erst jetzt, als sie sich der vollen Aufmerksamkeit des Kindes bewusst war, sagte sie ihm ruhig und bestimmt, was zu tun war. Mit welchem Erfolg!

 

Diese sehr wirkungsvolle Technik wird auch als die 3A der Kontaktaufnahme bezeichnet. Sie stellt nur eine etwas abgewandelte Form der beschriebenen Ansprache für Erwachsene dar und verzichtet auf direkten Körperkontakt.

 

A – nsprechen

A – nschauen

A - tempause

 

Wie kann die 3A-Regel helfen, wenn Sie zum Beispiel einen Kollegen ansprechen? 

Stellen Sie sich vor, Ihr Kollege ist in seinen Rechner vertieft. Sie möchten ihm eine Frage stellen. Sprechen Sie den Kollegen an. Schauen Sie ihn an und legen Sie eine bewusste Atempause ein – so lange, bis der Kollege Augenkontakt zu Ihnen aufnimmt. Erst dann stellen Sie Ihre Frage. In den meisten Fällen können Sie so eine mehrfache Ansprache vermeiden. Und damit auch Ihre eigene Gereiztheit, wenn der Kollege Ihnen schon wieder nicht zugehört hat.

 

Und wie rufe ich meine Kinder jetzt zum Mittagessen? 

Wenn ich sicher sein möchte, dass sie mich hören, auch wenn Sie in ihr Spiel vertieft sind, steige ich die Treppe hoch, spreche sie wertschätzend an und warte, bis sie aus Ihrer Spielwelt zu mir aufgetaucht sind: „Das Essen steht auf dem Tisch.“ – „Was gibt’s denn?“ – „Hühnerfrikassee.“ – „Oh prima, Mama!“ 

 

Verlieren Sie keine Worte.

Literatur und Quellen:

Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf: In der Sprache liegt die Kraft! Klar reden, besser leben. Herder-Verlag Freiburg, 2014